Kirschblüte gegen Parkhäuer

Ein echter Hingucker: die Kirschblütenallee im Innstadtpark. Jetzt tobt der Streit, ob sie zugunsten von Wohnraum verschwindet oder erhalten werden kann.Foto Mayer

Ein echter Hingucker: die Kirschblütenallee im Innstadtpark. Jetzt tobt der Streit, ob sie zugunsten von Wohnraum verschwindet oder erhalten werden kann.Foto Mayer

Farbspektakel im Innstadtpark befeuert Diskussion um Neugestaltung

von Markus Honervogt

Mühldorf – Die Diskussion um die Neugestaltung des ehemaligen Sümögeländes hat neuen Auftrieb erhalten: Auf Facebook und anderen Internetseiten geht es um die Frage, ob die Allee zwischen Luitpoldallee und Innstadtpark bei einer Neugestaltung erhalten bleibt.

Die Stadt hatte ein Foto der blühenden Bäume auf ihrer Facebook-Seite „Mühldorferleben“ veröffentlicht. Leser kritisieren in Stellungnahmen, dass die Kirschblütenallee verschwinde, wenn die Bebauung des Sümögeländes wie von Architekten vorgeschlagen umgesetzt werde.

„Eine einfache Frage: Fällen und dafür zubauen oder schönen Stadtpark erhalten?“, schreibt ein Leser auf Facebook. „Wenn die aktuelle Planung durchkommt, werden nachkommende Generationen diesen Baufrevel und die, die das durchgebracht haben, verfluchen“, kommentiert eine andere. Ein anderer meint dagegen: „Gut ist, dass diese Kirschblütenbäume durch die Neuordnung des Geländes erhalten bleiben.“

Schwerpunkte auf
Nebenaufgaben

Bürgermeister Michael Hetzl (UM) macht auf Anfrage deutlich, dass die Stadt keinesfalls die Bäume fällen will. „Grundsätzlich befindet sich die Planung in einem ersten Konzeptentwurf“, erklärt er. „Daher gibt es keine endgültigen Entscheidungen.“ Der Stadtrat kenne die Pläne noch nicht und habe sich auch noch nicht damit befasst.

Die Umsetzung der Planung erfolge in verschiedenen Stufen. „In einem ersten Schritt sollen nahezu alle Kirschbäume erhalten bleiben, sofern sie gesund sind“, sagt der Bürgermeister. „Selbst bei Umsetzung des Gesamtkonzeptes könnten drei Viertel der Bäume erhalten bleiben.“ Auch der Bund Naturschutz (BN) hat sich in die Diskussion um die Gestaltung des Geländes eingeschaltet, er fordert die Stärkung des Grüngürtels.

„Eindeutig hieß es in der Auslobung zum Wettbewerb, dass das Freiflächenangebot ausgebaut, das Areal aufgewertet und der Grüngürtel gestärkt werden soll“, schreibt Vorsitzende Maria Rabenbauer. „Doch die Sieger-Büros legen die Schwerpunkte auf die Nebenaufgaben, eine Verbindung zum Inn wird verspielt, indem Parkhaus-Module direkt der Grundschule vor die Nase gesetzt werden und der bisher grüne Schulweg auf einen schmalen Streifen reduziert wird.“

Die Freizeitqualität werde genauso wenig erhöht wie die Versorgung des Stadtplatzes mit Frischluft. „Es wird derselbe Fehler wie am Stadtwall begangen.“ Dort seien Grünflächen zwischen Inn und Hangkante so verbaut worden, dass nur ein Schotterrasenweg bleibt. „Diese Planungsfehler, die Spiel, Kreativität von Jugendlichen, Kulturveranstaltungen im Freien ausschließen, dürften nicht wiederholt werden.“

Bürgermeister Hetzl hält dagegen, dass es trotz der geplanten Parkhäuser mehr Grün geben soll: „Insgesamt wird es nach Realisierung des Konzeptes mehr Bäume geben als im Bestand und auch mehr Grünflächen und weniger Versiegelung“, sagt er. „Aktuell sind zu viele Flächen für ebenerdiges Parken versiegelt.“

Die Vorschläge des Siegerentwurfs kritisiert auch die Initiative „Verkehrswende Mühldorf“. Jürgen Kindler sagt, aus Sicht der Initiative setze der Siegerentwurf falsche Prioritäten.

Stünden in der Ausschreibung die bessere Nutzung als Grünfläche und die Anbindung an den Inn im Vordergrund, so ginge es nun um maximale Wohn-, Gewerbe- und Auto-Stellflächen. Die Folge seien Versiegelung und kaum nutzbare Grünbereiche.

Unter Berufung auf Berichte und Leserbriefe im Mühldorfer Anzeiger widerspricht die Initiative der Darstellung der Stadt, die Vorschläge würden von einer Mehrheit unterstützt. „Wir glauben, dass dieser Eindruck trügt“, meint Kindler. Und Initiativenmitglied Richard Rößler betont: „Uns geht es zunächst um ein professionelles Verkehrs- und vor allem Parkraumkonzept auf Basis einer belastbaren Bedarfsermittlung.“

Prozess hat
erst begonnen

Die Ergebnisse der Zählung freier Parkplätze durch die „Verkehrswende“ stünden im klaren Gegensatz zu der Bedarfsumfrage durch die Stadt, sagt er. „Da müssen noch mal Profis ran, bevor Millionen ausgegeben werden und ein riesiges Parkhaus den Eingang der Stadt markiert.“

Eine Entscheidung über die konkrete Gestaltung gibt es aber noch nicht. Die Stadt will den Siegerentwurf in den nächsten Monaten im Stadtrat zur Diskussion stellen.

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Donnerstag, 28. März 2024
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